Bamberg boomt.

„Bamberg boomt“, sagt Heinz Kuntke von der SPD anlässlich der Haushaltsrede von OB Andreas Starke (SPD). Und laut letzterem sei der Grund für die derzeitig gute Lage der Stadt unter anderem die Beliebtheit bei Touristen und Neubürgern. Die Bamberger Uni boomt auch. Noch nie hat es soviele Studierende in der Domstadt gegeben. Das ist doch eine fantastische Nachricht, so dass es scheinbar nicht allzu schwer fällt darüber hinwegzusehen, dass ein Großteil derselben kein Dach über dem Kopf hat. Oder eben ein kleines. Dafür aber für sehr viel Geld.

Bamberg boomt. Immer mehr Menschen möchten in unserer schönen Weltkulturerbestadt leben. Aus München kommen Sie. Aus Würzburg vielleicht auch. Und vielleicht aus Hamburg. So viele, dass man annehmen könnte, im Rathaus würde man darüber nachdenken, die Bevölkerung Stück für Stück auszutauschen. Vielleicht haben wir ja zuviele Wutbürger. Das wäre unangenehm. Diejenigen Bürgerinnen und Bürger nämlich, die schon länger in der Stadt wohnen, vielleicht junge Familien, oder solche die es werden möchten, können sich – ähnlich wie die Studierenden – das notwendige Dach über dem Kopf nicht mehr leisten. Und das obwohl viele von ihnen hart arbeiten. So hart, dass die Stadt ein neues Hallenbadparadies für rund 31 Millionen Euro bauen konnte. So hart, dass man schon darüber nachdenkt, eine neue Kongresshalle zu bauen. Die ist auch ganz wichtig. Denn es kommen ja immer mehr Menschen nach Bamberg. Und die müssen sich ja auch irgendwo treffen können.

Wohnen wird indes total überbewertet. Könnte man denken. Die Mietpreise haben sich teilweise um zwischen dreißig und vierzig Prozent erhöht. Obwohl sich an den Immobilien selbst vielleicht gar nicht viel getan hat. Es gibt eben einfach nicht mehr so viele freie. Angebot und Nachfrage regeln den Preis, heißt es dann. Und die Stadt spricht von der unsäglichen Gebietsrefrom, die es ihr heute unmöglich macht, neuen Wohnraum zu schaffen. Also kümmert sich einfach keiner darum, dass in Bamberg und seinem „Speckgürtel“ inzwischen Wucherpreise für den Quadratmeter genommen werden.

Ja, die Stadt hat es schwer. So schwer, dass größere Gelände wie die ERBA-Insel oder das Schäffler-Gelände lieber an private Investoren abgegeben werden, die die neu erbauten Immobilien so teuer anbieten, dass man vielleicht aus München oder Hamburg sein muss, um sich das leisten zu können. Denn das Gehaltsniveau der Region erlebt keinen besonderen Höhenflug. Stimmt ja auch. Ein ausgeglichener, schuldenfreier Haushalt ist eben viel wichtiger, als neuer, bezahlbarer Wohnraum. Ein neues Hallenbad ist auch wichtiger. Das habe ich übrigens mit meinen Steuern mitfinanziert, muss jetzt oben drauf ein hohes Eintrittsentgeld bezahlen, wenn ich es nutzen möchte, aber wohnen? Nein, das kann man im Hallenbad natürlich nicht. Auch, wenn man dafür im Grunde schon bezahlt hat und jedes Jahr weiter dafür zahlt. Steuern nämlich.

Und dann gibt es eine Sonderücklage „Kinder Bambergs Zukunft“, die sich um die Sanierung von Schulen kümmern wird. Kann ich dann in der Schule auch wohnen? Habe ich doch eigentlich auch bezahlt, oder? Denn Kinder kann ich erstmal nicht in die Schule schicken. Ohne Wohnraum, brauche ich nämlich über Kinder nicht nachzudenken.

Bamberg boomt. Und Bamberg sei zu einem Leuchtturm in Oberfranken geworden und darauf sei man stolz, sagt Heinz Kuntke weiter. Schade ist nur, dass ich als Bamberger in dem Leuchtturm nicht wohnen kann. Ein Münchner aber vielleicht schon. Für mich ists zu teuer.

Martin Wilbers

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