Das Stadionbad sagt leise servus

Am 18. Juli 1953 war es soweit: Das heute altehrwürdige Stadionbad öffnete erstmals seine Tore für die Bamberger Bevölkerung. Und während der Eröffnungstag furchtbar verregnet war, war den Erzählungen von Zeitzeugen zufolge deutlich spürbar, wie sehr man sich auf diese neue Einrichtung gefreut hatte.

Seitdem hat das Stadionbad über die Jahrzehnte seinen Reiz, seine Attraktivität nicht verloren. Noch heute, wie ich von den Stadtwerken erfahren habe, ist es das am meisten besuchte Freibad in Bamberg und der nahen Umgebung.

Und während wohl jeder den Spruch „never change a running system“ kennt, kommt auch das Freibad neben dem Bambados an Veränderungen nicht vorbei. Denn: Das Stadionbad wird auf den Seiten der Stadtwerke Bamberg nicht länger als Stadionbad geführt. Stattdessen liest man dort inzwischen über das „Bambados-Freibad (ehemals Stadionbad)“, eine Umbenennung, die auch bei Google-Maps ins Auge sticht, ansonsten aber bisher kaum wahrgenommen wurde. Nur vereinzelt taucht noch das Wort "Stadionbad" auf. Und es ist wohl eine Frage Zeit, bis sich auch diese Textstellen ändern.

Eine echte Bamberger Marke

Warum finde ich das bemerkenswert? Verfolgt man die nach wie vor bestehende Debatte um die Sanierung des Hainbades, ist unschwer zu erkennen, welche Emotionalität die „Fans“ ihren Badeeinrichtungen entgegen bringen. Mit Veränderungen tut man sich schwer. Eine emotional aufgeladene Verbindung ist eines der wesentlichsten Merkmale einer etablierten Marke. Und genau so eine ist aus meiner Sicht für viele auch das Stadionbad in Bamberg. Jeder kennt es. Wie oft hört man in den Sommermonaten, dass man sich im Stadionbad und nicht im Freibad trifft. Der Begriff ist untrennbar verbunden mit Erinnerungen an entspannte Stunden, Zeit mit der Familie, mit Freunden und Bekannten oder dem Abschalten nach einem stressigen Tag.

Aber nun ist es vorbei mit dem Stadionbad. Es hat Abschied genommen und hat Platz gemacht für das Bambados-Freibad. Ein stiller Wandel. Vielleicht, weil der Name eigentlich nicht wichtig ist. Vielleicht aber auch, weil die Veränderung eher im Flüsterton daher kommt.

Die Stadtwerke Bamberg haben natürlich nicht ohne Grund gehandelt. Kurz nachgefragt zeigt sich, dass damit das neue Kombi-Angebot stärker verdeutlicht werden soll. Denn inzwischen kann man das Bambados und das Freibad gemeinsam nutzen. Ohne ein Drehkreuz dazwischen oder einen dafür zu zahlenden Aufpreis.

Neue Marke, neues Angebot, neues Preismodell

Nach eigener Aussage wollen die Stadtwerke Bamberg den neuen Namen aber nur in der formalen Kommunikation nutzen. Man wisse um die starke Prägung der ehemaligen Bamberger Freibadmarke.

Was nun genau folglich die „informelle Kommunikation“ über die Freizeiteinrichtung sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Markentechnisch kann es entweder nur das Stadionbad sein oder das Bambados-Freibad. Insbesondere dann, wenn man mit der neuen Marke eine Zusatzleistung bewerben möchte. Ansonsten könnte man es ja auch einfach bleiben lassen.

In Sachen „formale Kommunikation“ geht mit der Namensänderung aber auch noch einher, dass das Preismodell des ehemaligen Stadionbades angepasst wurde. Nämlich auf das Niveau des Bambados Hallenbades. Den Stadtwerken zufolge befände man sich damit im Rahmen einer Preissteigerung, die aufgrund gestiegener Unterhaltskosten auch ohne die Kombi-Idee angefallen wäre. Aber: Immerhin bekommt jeder, der will zumindest in den Sommermonaten jetzt sozusagen mehr für sein Geld: Einmal zahlen und beide Bäder nutzen.

Jetzt bräuchte ich noch jemanden, der mir kurz erklärt, warum man im Sommer ein Hallenbad und ein Freibad gleichzeitig nutzen möchte. Fände ich super, denn ich persönlich finde dafür keinen Grund. Heute Morgen jedenfalls ging das schon einmal rein „technisch“ nicht.

Wie dem auch sei: Der Name „Stadionbad“ ist passé. Und damit geht irgendwie auch eine Marke, die lange Zeit, wenigstens im Sommer, ein Teil der Erinnerungen vieler Bamberger war. Gewissermaßen also ein Teil Stadtgeschichte. War das nötig?

Martin Wilbers

2 comments

  1. Florian Mayer 5 August, 2016 at 10:08 Antworten

    „Aber nun ist es vorbei mit dem Stadionbad. Es hat Abschied genommen und hat Platz gemacht für das Bambados-Freibad.“ What? Vielleicht geht’s auch ne Nummer kleiner… Erstens zwingt uns niemand, nicht weiterhin „Stadionbad“ zu sagen, zweitens ist das inzwischen nun nicht mehr ganz so außergewöhnlich, einen Ort umzubenennen (als alter VfB-Fan sage ich z.B. immer noch „Neckarstadion“, auch wenn’s heute „Mercedes-Benz Arena“ heißt – und bin gerade gelinde gesagt geschockt, als ich bei Wikipedia lesen musste, dass das Stadion nicht wirklich „schon immer so hieß“). Und drittens… …heißt „der Effdee“ im Internet ja nun auch schon seit 8 Jahren „infranken.de“, und man hat sich auch daran gewöhnt.

  2. Martin 5 August, 2016 at 16:09 Antworten

    Hi Flo! Klar, über Formulierungen lässt sich sicher streiten. Und ich glaube auch, dass es viele gibt, die deinen Standpunkt teilen. Ebenso, wie es viele gibt, die es anders sehen. Aber der „Effdee“ heißt im Internet nicht inFranken.de. Das Portal ist die gemeinsame Online-Marke aller MGO-Tageszeitungen. Das ist schon noch ein Unterschied zu dem oben beschriebenen Fall.

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