Meine erste Prunksitzung

 

Warum der Fasching in Franken so groß ist, hat sich mir bisher noch nicht erschlossen. Zugegebenermaßen habe ich das aber auch noch nicht recherchiert. Überhaupt ist mir der konkrete Sinn und die Herkunft dieser bunten Tradition, die man als Karneval vor allem aus Köln kennt, bisher verborgen geblieben. Nichtsdestoweniger habe ich in den vergangen Jahren natürlich häufiger verschiedenen Faschingsfesten beigwohnt. Nicht zuletzt deshalb, weil es einfach jedes Mal 'ne Mords-Gaudi war. Und ich bin großer Fan von guten gesellschaftlichen Anlässen.

Breitengüßbach - Die erste Prunksitzung meines Lebens

Obwohl die eine oder andere Faschingsparty also nicht an mir vorüber gegangen ist, habe ich an einer Prunksitzung, die ja offensichtlich eine große Bedeutung haben, noch nicht teilgenommen. Und dann kam Samstag. Der Fotograf Matthias Hoch hatte an diesem Wochenende Dienst und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, ihn auf eine Prunksitzung in Breitengüßbach zu begleiten. Da zögerte ich nicht lange und sagte zu. Immerhin mal was ganz neues.

Anders als erwartet

Ihr kennt das ja bestimmt alle: Wenn man sich aufmacht, um etwas Neues zu entdecken, formen sich vor dem inneren Auge ein paar konkrete Vorstellungen davon, was einen erwartet. Geht mir zumindest meistens so. Eine Prunksitzung hatte ich mir deshalb, analog zu verschiedenen anderen Faschingsveranstaltung in Franken, mit lauter Menschen in Kostümen, einer johlenden und feiernden Menge auf Bierbänken, ausgelassener Stimmung über den gesamten Abend und vielen Tanzeinlagen des örtlichen Faschingsvereins vorgestellt.

Ganz so war es dann aber doch nicht. Das erste, was mich konkret überraschte war die Tatsache, dass die Gäste nicht verkleidet waren. Bis auf den Elferrat und die Programmmitwirkenden zumindest. Die Gäste kamen entweder in chic oder aber im Freizeitlook. Von ausgefallenen Kostümen keine Spur.

Darüber hinaus gab es in der Veranstaltungshalle keine Biertischgarnituren. Stattdessen gab es normale Tische und Stühle, die zu langen Reihen aufgebaut waren. Auch das überraschte mich irgendwie.

Wenn man im Fernsehen den einen oder anderen Karnevals-Beitrag sieht, dann wird in den diversen Büttenreden ja in aller Regel auch die Politik ordentlich aufs Korn genommen. In Breitengüßbach scheint man mit den höchsten politischen Vertretern aber generell recht einverstanden zu sein. Zumindest mit der Frau Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (UBB). Die wurde nämlich für ihre Arbeit ganz ordentlich gelobt, statt dass sie auf den Arm genommen wurde. Ganz offensichtlich also, macht sie ihre Arbeit seit 2013 recht anständig und ohne, dass es viel zu meckern gäbe. So zumindest könnte man denken, denn der Applaus der Menge sprach dafür.

Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder

Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder

 

Ein bunter Mix auf der Bühne

Bis auf wenige Ausnahmen war das Bühnenprogramm mit viel Liebe gestaltet und gut ausgewählt. Besonders positiv überrascht hat mich das Engagement der "Junior"-Garde, die ihre Sache ausgesprochen anständig gemacht hat. Aber auch alle anderen Gardistinnen haben eine sehr ordentliche Performance hingelegt. Ich habe mir zwar die ganze Zeit gedacht, dass sich der Elferrat ziemlich langweilen müsse, da er den ganzen Abend über das Bühnenprogramm nur von hinten bestauen durfte, aber ich nehme schwer an, dass die gelegentlich nachgeschenkten Getränke dafür entschädigt haben.
Die Stimmung war jedenfalls ausgelassen. Auf den Tischen getanzt hat zwar keiner, aber gefeiert haben dennoch alle. Und gelacht. Und gejubelt. Ich habe mir hinterher erklären lassen, dass eine Prunksitzung schon fast eine Art "ernste" Angelegenheit ist. Verglichen mit einem Rosenmontagsball könnte man das so stehen lassen.

Eine leider unglückliches Zwischenereignis

Matze und ich hatten in Breitengüßbach unseren Spaß und ich habe es keinesfalls bereut dort gewesen zu sein. Auch, wenn wir den Abend zwischendurch wegen eines traurigen Ereignisses kurzzeitig verlassen mussten. Ein Unfall mit Todesfolge in Gaustadt überschattete das bunte Treiben für uns. Aber auch das gehört zum Job eines Pressefotografen.

 

 

 

Martin Wilbers

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