Innenstadtevents - Erste Umfrage 2016

Aaaah, man kann es schon förmlich spüren, das Frühlingsambiente, das Aufkeimen der ersten Blumen, das erste laue Lüftchen und das Grün, welches sich langsam über das winterschlafende Bamberger Land ausbreitet. Wieso ich das zu können meine, obwohl es gerade draußen schneit? Ganz einfach: Weil der Frühling noch nicht ganz da ist, aber schon die ersten Umfrageergebnisse zu den Sommerveranstaltungen in der Innenstadt durch die nicht vorhandene Schneedecke blitzen. Die Saison kündigt sich also mit lauten Unkenrufen an. Eine gefühlt alljährliche Frühjahrsposse.

Einzelhandel – ist das der richtige Fokus?

Diesmal hat sich der Bürgerverein Bamberg-Mitte aufgemacht, um dem Eventtreiben unter der Ägide des Stadtmarketingchefs Klaus Stieringer ein möglichst baldiges Ende zu bereiten. Im Fokus der Umfrage steht die Frage danach, ob der Einzelhandel denn tatsächlich von den Innenstadtevents profitiert. Das Ergebnis: Nüja, nicht ganz so. Das Fazit der Auftraggeber: Die Veranstaltungen müssen weg. Jajaja, alles ein wenig überspitzt formuliert. Aber seien wir doch einmal ehrlich: Wenn wir auf die Akteure hinter den Kulissen schauen, dann wissen wir auch recht schnell, dass diese sich schon seit Jahr und Tag über die Großveranstaltungen aufregen, sie als „Fress- und Saufveranstaltungen“ titulieren und vor allem dem Stadtmarketingchef nicht besonders wohl gesonnen sind. An dieser Stelle könnte man jetzt argumentieren, dass diese Haltung nicht zuletzt wohl auch einem gewissen Neid entspringt. Könnte man …

Die Frage, die ich mir aber stelle ist: Wer hat denn jemals behauptet, dass der Einzelhandel direkt von den Innenstadtveranstaltungen profitiert? Es ist ja nicht so, als wären die Veranstaltungen eine Einkaufsmesse. Ich glaube, da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Unbestreitbar ist vielmehr, dass die Veranstaltungen jedes Jahr vielen Tausend Menschen aus der Stadt und dem Umland eine ganze Menge Freude bereiten. Kindern ebenso wie den Erwachsenen. Und das sich Ausschreitungen, die man eigentlich bei „Fress- und Saufveranstaltungen“ erwarten würde, doch sehr im Rahmen halten. Schließlich ist ja auch regelmäßig um zehn Schluss.

Es geht um den Stadtattraktionswert

Die Veranstaltungen dienen aber der Steigerung des Attraktivitätswertes der ganzen Stadt. Und sind deshalb in ihrem Wirken etwas umfassender und mittel- bis langfristiger zu sehen, als sich ausschließlich auf den Einzelhandel zu konzentrieren. Die Stadt macht sich einen Namen und die Menschen kommen gerne nach Bamberg um Blues und Jazz zu hören, sich von Bamberg verzaubern zu lassen, Wein aus Franken zu genießen und auch einmal das eine oder andere Bier zu trinken, während man sich dabei gut unterhält und amüsiert. Daran ist doch per se nichts Schlechtes. Und nicht wenige werden wiederkommen, um in Ruhe durch unsere schöne Domstadt zu schlendern.

Bamberg’s Probleme sind ein Traum für andere

Wenn ich mit Freunden aus anderen Städten spreche, dann sind sie meistens völlig hin und weg von dem, was diese kleine Stadt auf die Beine stellt. Und wünschen sich voller Begeisterung, dass ihre eigene Heimatstadt das auch einmal hinbekommen würde. Ich glaube, es stimmt schon, was Claus Hofmann vom Bamberger Einzelhandelsverband im Fränkischen Tag gesagt hat: Andere Städte würden sich unsere Probleme wünschen.

Kundenorientierung

Der Einzelhandel indes kann nicht ernsthaft hoffen, dass allein durch Veranstaltungen das Geschäft so erfolgreich läuft, wie das früher einmal gewesen sein mag. Die Gründe für die schwierigen Zeiten sind nicht beim Stadtmarketing zu suchen. Denn die Gesellschaft verändert sich und damit auch das Einkaufsverhalten. Als Unternehmer – ich habe das an anderer Stelle schon einmal erwähnt – muss man etwas unternehmen. Und eine erste, sehr wichtige Überlegung muss sein, inwieweit mein Angebot die Bedürfnisse meiner Kunden noch deckt. Das sich ergebende Delta ist das Handlungsfeld unternehmerischen Wirkens und ein unschätzbarer Pool von Möglichkeiten bei der Optimierung einer kundenorientierten Leistung. Die Stadt einzumotten und stillzulegen ist dabei keine gute Idee. Und mit dem Finger auf andere zu zeigen auch nicht. Aus meiner Sicht wird der Einzelhandel für Motive instrumentalisiert, die mit florierenden Geschäften gar nicht so viel zu tun haben.

Man mag das jetzt furchtbar arrogant finden. Aber ganz ehrlich: Angebot- und Nachfrage zu betrachten und Kundenbedürfnisse zu analysieren, ist doch in jedem Unternehmen notwendig. Egal ob Einzelhandel oder Schiffbau. Ich wünsche den Einzelhändlern in Bamberg auf jeden Fall, dass sie Wege finden, wieder zufriedener mit ihren Geschäften zu sein und hoffe, dass irgendwann ein besserer Angebotsmix in der Stadt entsteht, der tatsächlich ein schönes Einkaufserlebnis ermöglicht und einen Beitrag dazu leistet. Ansonsten bleibt es viel zu oft beim Kaffeetrinken und Schaufensterschauen.

Das ist für die Gastronomen gut, aber vermutlich nicht so sehr für die Eigentümer der Schaufenster.

Bildquelle: pixabay
Martin Wilbers

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